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Rapport schließt die Lücke zu Carlsen
Ostersamstag war wieder ein großer Schachtag in Karlsruhe. Sowohl die Topstars aus dem GRENKE Chess Classic wie auch die Spieler aus dem A-, B- und C-Open absolvierten zwei Partien. Das Ganze geschah unter den Augen eines prominenten Neuankömmlings, nämlich Anish Giri. Er löste kurzfristig Jan Gustafsson als Kommentator ab, der zum Kandidatenturnier nach Toronto reiste (Im Foto Giri rechts, neben Lawrence Trent - Quelle: chess24).
Vor Ort verfolgten zahlreiche Zuschauer wieder die Partien an den riesigen Bildschirmen:
GRENKE Chess Classic
Runde 7
Richard Rapport vs. Ding Liren 1:0
Ausgerechnet gegen seinen WM-Sekundanten musste Ding Liren nach sechs Remis die erste Niederlage im Turnier hinnehmen. Rapport gelang es, Unordnung auf dem Schachbrett herzustellen und innerhalb dieses Chaos die genaueren Züge zu finden.
Magnus Carlsen vs. Daniel Fridman 1:0
Wenn der weltbeste Spieler mit 98,5 Prozent Genauigkeit spielt, dann reicht ein unpräziser Zug, damit die gesamte Stellung zusammenfällt. Warum ...Sc4 eine Ungenauigkeit ist, offenbart sich, wenn man sich die weiteren Züge betrachtet. Carlsen baute mittels Tb4 und Kd3 Druck auf den Springer auf und zwang diesen, sich gegen den Lb6 abzutauschen. Die Zeit, die Schwarz brauchte, um den b-Bauern zu schlagen und einen Turm abzutauschen, nutzte Weiß zum weiteren Vorrücken des c-Bauern und des Königs. Dank der aktiveren Stellung war das Endspiel dann gewonnen.
Maxime Vachier-Lagrave vs. Vincent Keymer 0,5:0,5
Keymer hatte mit den schwarzen Steinen eine Qualität für einen Bauern. Stockfish bewertete die Stellung zwischenzeitlich mit -6,88. Doch Vachier-Lagrave verfügte über die Kombination aus Dame und Springer und setzte diese gekonnt ein, um Keymers König in eine Stellungswiederholung zu zwingen.
Runde 8
Daniel Fridman vs. Maxime Vachier-Lagrave 0,5:0,5
Mit Tc4!! gelang Fridman in dieser Partie ein Zug, den Stockfish mit zwei Ausrufezeichen bewertet. Das Schlagen auf c4 verbietet sich ebenso wie ...Txd1. Vachier-Lagrave erkannte dies und wich mit seinem Turm auf b8 aus. Wenige Züge später ergab sich auch in dieser Partie eine Stellungswiederholung.
Ding Liren vs. Magnus Carlsen 0,5:0,5
Auch der zweite "Battle of the Kings" endete mit einer Punkteteilung. Beide spielten eine fehlerlose Partie, die mit einem Dauerschach durch Dings Dame endete.
Kein Grund zum Verzweifeln: Magnus Carlsen
Vincent Keymer vs. Richard Rapport 0:1
Trotz der vorgerückten schwarzen Bauern sah für Keymer die Welt bis zum 32. Zug noch einigermaßen in Ordnung aus, doch nach 33.Dd1?? ist es plötzlich ein Matt in 12 für Schwarz, beginnend mit Lc5+. Ärgerlich für Keymer, der zum wiederholten Male in diesem Turnier nicht die Früchte seiner guten vorherigen Arbeit ernten kann.
Tabelle und Spielplan
Durch diesen Sieg rückt Rapport wieder näher an Magnus Carlsen heran und verkleinert die Lücke auf einen halben Punkt. Die beiden Deutschen Keymer und Fridman haben morgen in den Runden 9 und 10 die Gelegenheit, Plätze gutzumachen.
GRENKE Chess Open:
Im Open-Turnier standen heute die Runden 4 und 5 auf dem Programm. In der vierten Runde gab es im A-Open keine großen Überraschungen. Erwähnenswert ist das Remis des deutschen Meisters im Chess960, IM Marius Fromm, gegen den favorisierten Sanan Sjugirov. In Runde 5 traf Fromm dann auf den 12-jährigen Rumänen Henry Edward Tudor, der in der zweiten Runde gegen den großen Favoriten Arjun Erigaisi einen halben Punkt erzielt hatte. Fromm konnte sich in diesem Duell durchsetzen. Die sieben Bauern auf der 4. Reihe geben ein ungewöhnliches und hübsches Bild ab, freilich zugunsten von Schwarz.
An der Spitze verlor Alexey Sarana etwas überraschend seine Partie gegen den Juniorenweltmeister von 2023, Marc´Andria Maurizzi. Im US-amerikanischen Duell zwischen Christopher Yoo und Hans Niemann gab es ein schnelles Remis, und auch das Duell der Nachwuchsstars Yagiz Kaan Erdogmus aus der Türkei gegen Abhimanyu Mishra endete ohne Sieger. Nun sind noch sechs Spieler mit einem perfekten Score von 5,0 Punkten ausgestattet:
- Ivan Saric
- Marc´Andria Maurizzi
- Dmitrij Kollars
- Rasmus Svane
- Vladimir Fedoseev
- Dominik Horvath
Im B-Open haben neun Spieler die Maximalausbeute von 5 Punkten, darunter die erst 13-jährige Tamila Trunz von der SG Porz. Im C-Open sind noch sieben Spieler ohne Punktverlust.
Morgen geht es für die Spieler des GRENKE Chess Open um 9 Uhr (Achtung, Zeitumstellung!) sowie 15 Uhr mit den Runden 6 und 7 weiter.
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Das GRENKE Chess Media Team hat heute folgende Videos erstellt:
- German Champion Kateryna Dolzhykova | GRENKE Chess Open 2024 (youtube.com)
- Rapport vs Keymer Time Scramble Showdown | GRENKE Chess Classic 2024 (youtube.com)
- Big Surprise! Anish Giri Commentates the GRENKE Chess Open and Classic 2024 (youtube.com)
- Chess First, Exams Second! | Eline Roebers Competes at the GRENKE Chess Open 2024 (youtube.com)
- Schach-Streamer Kugelbuch ROCKT beim GRENKE Chess Open 2024! (youtube.com)
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Link zu allen Partien des GRENKE Chess Classic: GRENKE Chess Classic - Chess.com
Link zu den Partien des GRENKE Chess Open: LIVE - GRENKE Chess Open
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Zur Bildergalerie: Fotos - GRENKE Chess Open
Screenshots: chess24 / chess.com
Große Überraschung für Topgesetzten Erigaisi
An Tag 4 des GRENKE Chess Festival durften die Stars aus dem GRENKE Chess Classic einen Ruhetag genießen. Und auch für das Übertragungsteam war eine kleine Verschnaufpause angesagt, denn traditionell wurden die Partien wegen des Feiertages am Karfreitag nicht übertragen. Dafür mussten jedoch die Spieler des GRENKE Chess Open Schwerstarbeit verrichten: Die Runden 2 und 3 standen im A-, B- und C-Open auf dem Programm.
Beim A-Open gab es in Runde 2 eine große Überraschung: Der 12-jährige FM Henry Edward Tudor trotzte der Nummer 10 der Weltrangliste, Arjun Erigaisi aus Indien, ein Remis ab. Gegen den Topgesetzten gelang es dem Jungstar aus Rumänien, mit Schwarz eine Festung zu bilden und diese zu halten. Die Partie dauerte 136 Züge lang:
Tudor hat nach eigenen Aussagen das Schach erst mit 10 Jahren begonnen und sich größtenteils selbst beigebracht. Geht bei diesem Turnier der Stern eines neuen Supertalents auf?
Auch der Spanier David Anton Guijarro musste sich mit einem halben Punkt zufrieden geben. Felix Werthebach, Nummer 5.365 der Weltrangliste mit einer Elo von 2260, gelang es, der Nummer 64 der Welt einen halben Punkt abzuringen. Ein ähnliches Kunststück vollbrachte auch Jürgen Kaufeld (Elo 2257), der hauptberuflich Schachlehrer an der Schachschule Düsseldorf ist und gegen den deutschen Nationalspieler Matthias Blübaum ein Remis erzielte.
Die weiteren Favoriten wie Sarana, Fedoseev und Niemann konnten jedoch volle Punkte erzielen.
In der dritten Runde des A-Open siegten an den ersten zehn Brettern die favorisierten Großmeister Sarana, Fedoseev, Sjugirov & Co. Erst an Brett 11 konnte FM Thilo Ehmann dem für Uruguay antretenden GM Georg Meier einen halben Punkt abknöpfen. Dasselbe gelang dem Franzosen FM Clement Kuhn gegen Maksim Chigaev.
Nach drei Runden haben noch 49 Spieler die Maximalausbeute von drei Punkten, unter anderem die Amerikaner Niemann und Mishra. Abhimanyu Mishra, der jüngste Schachgroßmeister der Geschichte, zeigte sich voll fokussiert:
Es führen dank der besten Zweitwertung Frederik Svane vom Hamburger SK und FM Tristan Niermann (Schachfreunde Lieme).
Im B-Open wurden ebenfalls zwei Runden gespielt. Da insgesamt 1.260 Spieler teilnehmen, werden die Ergebnisse nicht auf chess-results.com übertragen, weil die enorme Teilnehmerzahl das Limit übersteigt. 61 Spieler haben 3 aus 3 Punkten erzielt. Es führt dank der besten Zweitwertung ein Trio aus den Spielern Marc Thiemann (Aachener SV), Alexander May (SV Gernrode) und Noe Guilbert (SC Neumühl).
Beim C-Open sind es noch 35 Spieler mit 3 vollen Punkten. Die beste Zweitwertung hat Tojo Ratovoarison vom SV Fellbach.
Das Media Team von GRENKE Chess nutzte den Tag auch für einige Interviews. Gäste waren
- GM Sergej Movsesian ("Der Hunger für ein solches Turnier ist groß")
- Der deutsche Schach-Influencer Garry Leusch aka Gunny´s Chessalyze
- Angelika Valkova aka Chessborn vom GRENKE Chess Media Team, die unter anderem über ihr Interview mit Magnus Carlsen berichtet.
Am Samstag, den 30. März stehen für die Spieler des GRENKE Chess Open die 4. Runde (ab 9 Uhr) und die 5. Runde (ab 15 Uhr) auf dem Programm. Auch die Stars aus dem GRENKE Chess Classic greifen ab 15 Uhr wieder zu den Schachfiguren. Folgende Paarungen sind angesetzt:
Das größte Schachturnier der Welt | Video-Impressionen
Magnus mit Doppelsieg, Rapport mit Doppelnull
GRENKE Chess Classic
Tag 3 des GRENKE Chess Classic lief für Magnus Carlsen sehr erfolgreich. Der Norweger übernahm nach zwei Erfolgen gegen Vincent Keymer und Richard Rapport die Führung beim GRENKE Chess Classic. Bevor die Partien beginnen konnten, hatten die Organisatoren noch den Ansturm von 2.551 Spielern zu bewältigen, die für das GRENKE Chess Open in die Schwarzwaldhalle strömten.
Runde 5
Maxime Vachier-Lagrave vs. Richard Rapport 1:0
Die Partie wurde mit der Winawer-Variante der französischen Verteidigung eröffnet, was zu Ungleichgewichten und einer chaotischen Stellung führte. MVLs Matt-in-1-Drohung (auf a7) wehrte Rapport mit 49 ...d4? ab, statt zuerst 49...Sxa1 50. Txa1 einzustreuen. Der Bewertungsbalken machte danach noch einige weitere Ausschläge, aber letztlich gelang es dem Franzosen, die Partie nach Hause zu bringen.
Vincent Keymer vs. Magnus Carlsen 0:1
Carlsen entschied sich mit Schwarz überraschend für die Benoni-Verteidigung. Keymer erwiderte mit seiner Benoni-Hauptvariante, auf die sich Carlsen aber offensichtlich vorbereitet hatte. Beide lieferten sich nicht nur eine theoretische Debatte auf dem Brett, sondern auch ein Blickduell.
Keymer hatte zwar zwischenzeitlich drei Mehrbauern, aber die deutlich unangenehmere Stellung. Einen taktischen Fehler von Weiß nutzte Carlsen dann eiskalt aus. Mit ...Sd5 griff er gleichzeitig den Springer und den Turm (mittels des Läufers auf g7) an. Das genügte zum Sieg.
Beobachtet wurden die beiden Kontrahenten dabei von ihren jeweiligen Freundinnen, die sich offenbar gut miteinander verstehen.
Den symbolischen ersten Zug durfte dieses Mal Wolfgang Grenke ausführen, der Gründer der GRENKE AG und langjähriger Förderer des Schachs:
Daniel Fridman vs. Ding Liren 0,5:0,5
Fridman und Ding zeigten beide eine grundsolide Partie, in der keine Seite einen entscheidenden Vorteil erzielen konnte. Ding sah, dass ihm im ungleichfarbigen Läuferendspiel sein Mehrbauer nichts nutzen würde, und willigte ins Remis ein.
Runde 6
Daniel Fridman vs. Vincent Keymer 0,5:0,5
In absolut dominanter Stellung geriet Keymer - wie gestern gegen Carlsen - unerwartet in eine "only move"-Situation, in der er den einzigen Gewinnzug nicht fand. ...Kxh4 ermöglichte es Weiß, den gut platzierten schwarzen Turm mittels Kc1 zu vertreiben. Der richtige (Computer-)Zug wäre ...g5 gewesen. Und auch einige Züge später zeigte der Bewertungsbalken wieder eine Gewinnmöglichkeit für Keymer. Doch Fridman gelang es, Keymer in ein Dauerschach zu locken, was schließlich eine Punkteteilung zur Folge hatte.
Magnus Carlsen - Richard Rapport 1:0
Und schon wieder ein Benoni - dieses Mal aber für Carlsen mit den weißen Steinen! Carlsen spielte sehr akkurat und bekam schließlich eine Dame gegen zwei Türme, konnte aber für sich die bessere Königssicherheit und einen gefährlichen Zentrumsbauern verbuchen. Der Sieg für Carlsen war am Ende daher unausweichlich, und Rapport musste aufgeben.
Ding Liren vs. Maxime Vachier-Lagrave 0,5:0,5
Das sechste Remis in der sechsten Partie für Ding! Der Weltmeister versucht ersichtlich, durch solides Spiel sein in letzter Zeit verlorenes Selbstvertrauen zurückzugewinnen. Das gelingt ihm offenbar, denn er spielt deutlich stabiler als zuletzt. In der Partie konnte keiner der Spieler einen klaren Gewinnplan entwickeln, und so endete die Partie durch Stellungswiederholung remis.
Tabelle und Ausblick
Durch Carlsens Doppelsieg und Rapports Doppelnull wurde die Tabelle kräftig durcheinandergewirbelt. An der Spitze steht nun Magnus Carlsen mit einem Punkt Vorsprung. Der Rest des Feldes liegt dicht beieinander.
Am Freitag, den 29. März ist für die Spieler Ruhetag. Am Samstag geht es ab 15 Uhr wieder weiter. Zuschauer in der Schwarzwaldhalle Karlsruhe sind herzlich willkommen.
GRENKE Chess Open
Für die Spieler des Open begann das Turnier heute mit der ersten Runde. Am Freitag geht es bereits um 9 Uhr und um 15 Uhr mit den Runden zwei und drei weiter.
Mehrere Topspieler sind am Start. Auf der Setzliste stehen einige bekannte Namen wie z.B. Hans Niemann (Bild), Arjun Erigaisi oder die deutschen Nationalspieler Blübaum und Kollars.
An den vorderen Brettern setzten sich jeweils die Favoriten durch. Für manchen Amateur wird die Partie gegen einen bekannten Großmeister ein Karrierehighlight gewesen sein. Felix Gerlach von den Schachfreunden Brackel etwa hielt gegen Ex-Europameister Matthias Blübaum hervorragend mit, bis Blübaum mit seinem Turm den Springer auf f4 schlug. Gerlach erwiderte mit gxf4 und übersah dabei, dass ihn dies nach ...Dd2+ seinen Turm kosten würde. Die richtige Antwort wäre gewesen, seinerseits direkt mit dem Turm den gegnerischen Springer zu schlagen - ein schönes Motiv.
Link zu allen Partien des Tages: GRENKE Chess Classic and Open 2024 - Chess.com
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Fotos: Angelika Valkova
Screenshots: chess24 / chess.com